Dreißig Amateurorchester an zwei Tagen und Pandurina mittendrin
Zwischen all unseren Proben zur Vorbereitung unseres eigenen Beitrages fragten wir uns, wie soll das gehen? 30 Kurzkonzerte von 30 unterschiedlichen Formationen. Zig Musikerinnen und Musiker zwischen all den Familien und Werbetreibenden in einem Haus. Eine Probe mit über einhundert Musikerinnen und Musikern im FEZ an der Wuhlheide, was muss da alles organisiert werden. Fast könnte man behaupten, wir waren mehr gespannt als angespannt. Und so kam das erste Herbstwochenende mit kühlen Temperaturen, fallenden Blättern und Regentropfen sowie goldenen wärmenden Sonnenstrahlen an beiden Tagen.
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Foto: Gerold Rebsch In Vorbereitung dieser beiden Tage hatten wir uns nicht nur zu unserem Kurzkonzert angemeldet. Nein, wir wollten im Jahr eins nach dem Jahr der Mandoline weiter präsent sein. Die Vorbereitung des auf neugierige Kinder und Eltern orientierenden Standes zu Zupfinstrumenten und unserem Instrumentalensemble Pandurina hatten Kristin, Silke, Simone und Petra neben den Proben mit Pandurina liebevoll umgesetzt. So verwandelten sich im ersten Stock des FEZ Tische und Stühle zu einem klingenden Zwischenstopp mit kleinen Glücksradpreisen, Kopien von jungen Zupfern zum Ausmalen, Informationsmaterial, Süßigkeiten, Noten, Notenständern, aber vor allem Instrumenten.
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Foto: privat | |
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Foto: privat
Viele Familien schlenderten und schauten,
Kinder nahmen Platz und zupften auf den Mandolinen und der Mandola, Eltern
fragten interessiert. Manche Erklärung ging leider fast unter, da sie
fortwährend von der linksseitigen „Beschallung“ des „Probepustens“ an
Blasinstrumenten und dem nie versiegenden Trommeln am Stand des
Fanfarenzugs von Gegenüber „begleitet“ wurde. Hut ab vor unseren vier
Zupferinnen, die sechs Stunden lang in dieser Kulisse all ihre Liebe zu
unseren Instrumenten versuchten an die großen und kleinen Gäste zu bringen
und in dem ein oder anderen Moment gern Ohropax an der Frau gehabt hätten.
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Foto: Stephan Roehl
Foto: Gerold Rebsch Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu und immer mehr Pandurinas trafen sich an unserem Stand. Manche hatten an diesem ersten Tag des Amateurorchestertreffens an Workshops teilgenommen, andere waren bereits zu dem ein oder anderen Kurzkonzert als Zuhörer gewesen. Nun aber trafen sich diejenigen, die sich aus unserem Instrumentalensemble zur offenen Probe am Abend angemeldet hatten. Gemeinsam schritten wir die große Treppe zum Foyer herunter und wurden zielsicher zwischen den Streichern und Akkordeonspielern und vor die Bläser platziert. Alles von einem Team, welches wahrscheinlich viele schlaflose Nächte hinter sich gebracht hatte und brillierte. Alle waren hinter ihren Notenpulten platziert, auf dem der 2. und 4. Satz der 7. Sinfonie von Beethoven lag. Die Spannung stieg und über einhundert Augenpaare richteten sich nach vorn. Um 18:30 Uhr betrat der ungarische Dirigent und Komponist sowie u.a. Ehrendirigent des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt Iván Fischer sein Dirigentenpult. Bereits das Stimmen der Instrumente wurde zu einem Ereignis, das Einstudieren des 2. Satzes der 7. Sinfonie von Beethoven zu einem Erlebnis. Natürlich wurden wir, die Zupfinstrumente, von den vielen Violinen und Cellos, den zahlreichen Bläsern und Akkordeons „an die Wand“ gespielt. Aber die Kraft, die diese mehr als 200 Jahre alte Komposition durch die Menge der Instrumente bekam, bereitete Gänsehaut. Und wer daran zweifelte, dass wir in der verbleibenden dreiviertel Stunde dieser einmaligen Probe den 4. Satz der Sinfonie nicht mehr schaffen würden, wurde eines Besseren belehrt. Wie sagte Iván Fischer so schön: Es ist ein viel schnelleres Stück, also werden wir es auch viel schneller können und noch viel schneller spielen. Alle waren konzentriert und fasziniert von den sich nicht verhörenden Ohren des Mannes am Pult, der in der Menge der Instrumente das falsche „C“ monierte und die „schönen Töne“, wie „fis“, „gis“ und eben „cis“ forderte. Auf den Schlussakkord genau endete das kraftvolle gewaltige Zusammenspiel dieses 4. Satzes der 7. von Beethoven und keiner wollte beim Beifallssturm innehalten. Von diesem Tag und vor allem dieser Probe erfüllt machten wir uns auf den Heimweg in die herbstliche Nacht.
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Fotos: Gerold Rebsch |
Fotos: Gerold Rebsch |
Der Sonntag sollte ein wenig der Tag der
Zupfinstrumente werden. Drei Zupforchester, das
Landesjugendgitarrenorchester und ein Ukulelenorchester standen auf den
Bühnen. Einige von uns waren schon etwas früher an diesem Tag da und
hörten neugierig in das Konzert des Teg´ler Zupforchesters herein. Leider
waren die Kurzkonzerte so getaktet, dass vor allem unsere Gitarristen
bedauerten, dass wir uns während des Konzertes des
Landesjugendgitarrenorchesters Berlin auf unseren eigenen Beitrag zum
Amateurorchestertreff 2024 vorbereiten mussten. Dank der rechtzeitigen und
ausführlichen Zusendung aller Eckdaten zu unserem Auftritt im Voraus
fanden wir gleich unseren Vorbereitungsraum und nutzten die Zeit für ein
gemütliches, aber doch ernstes „Warmup“. Und dann machten wir uns auf den
nicht so gut ausgeschilderten Weg zum Konzertsaal 2. Zum Glück hatten wir
als Gäste eines Konzertes am Vortag bereits den Schreck verdaut, dass wir
in einem kleineren, recht dunklem Saal, spielen sollten und an alle den
Ruf erschallen lassen, die Pultlampen mitzubringen. Irgendwie haben wir
mehr als 20 Zupfer uns dann auch auf der recht kleinen Bühne so zurecht
geruckelt, dass keiner mehr den anderen beim Spiel berührte. Die sie
erhöhende, aber knarrende Plattform schob unsere Dirigentin und
Gesangssolistin, Anna Pehrs, beherzt bei Seite. Ein Techniker schaffte sie
kurzerhand weg und kam mit einer Leiter zurück, um die uns blendenden
Strahler besser auszurichten. Dann begann die Anmoderation, kurz und
knapp, wir waren ja zum Musizieren und nicht zum Reden gekommen. Als es
hätte losgehen können, fehlten nur noch, nein, nicht die Gäste. Die hatten
im Dunkeln zum Glück unbeschadet ihre Stühle gefunden, nein, es
fehlte ein Teil der Jury. Wirklich charmant überbrückte unser „Mann im
roten T-Shirt“ die Pause und dann begann unser 20-minütiges
Konzert, welches wie im Flug verging. Der kräftige Beifall und der Ruf für
eine Zugabe waren uns ein herrliches Lob. Danach packten wir schnell
zusammen und eilten zu weiteren Kurzkonzerten. Zum Feedbackgespräch mit
der Jury gingen Anna, Silke, Kristin und Marika. Sie kamen mit lächelnden
Gesichtern wieder. Man hatte uns Spaß am Musizieren und an der
Gemeinsamkeit beschieden. Die Jury betonte, dass wir uns in den letzten
Jahren sehr gut weiterentwickelt haben. Ein, zwei Hinweise sprachen sie
aus, die Anna in unser nächsten Probe mit allen besprochen hatte und wir
dann schon für unsere Weihnachtskonzerte am 7./8.12.2024 umsetzen können. |
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Foto: Simone Wippler | |
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Fotos; Simone Wippler |
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Irgendwann merkte man, dass sich diese zwei Musiktage dem Ende neigten. Alle strömten in den Astrid-Lindgren-Saal, wo die Urkunden übergeben werden sollten. Es erwarteten uns keine großen Reden, denn wir waren uns alle einig, dass wir zwei großartige Tage erlebt hatten. Dem Dank des Vizepräsidenten des Landesmusikrates, Ralf Sochaczewsky, konnten wir uns nur anschließen und schließen insbesondere das gesamte Vorbereitungs- und Durchführungsteam ein. Als wir nach der Verleihung der Urkunde und dem einmaligen Erlebnis eines Konzertes mit über 30 Cellisten zum Heimweg aufbrachen, fielen uns noch einmal die jungen Leute mit den roten T-Shirts auf. Wir stoppten kurz und bedankten uns für deren Arbeit. Überall hatten wir an den zwei Tagen “rotgesehen“, aber nie im Sinne des Wortes, sondern ganz im Gegenteil. Wir wurden gut begleitet, betreut, informiert und anmoderiert. Die zwei Tage waren in einem herrlichen Einklang und voller Harmonie trotz all der unterschiedlichen Instrumente und Töne. Herzlichen Dank für dieses Erlebnis als Gäste bei Workshops und unterschiedlichster Konzerte, dem Erlebnis der einmaligen offenen Probe mit einem faszinierenden Iván Fisher sowie einem gelungenen eigenen Konzert, was uns „schwarz auf weiß“ beschieden wurde. [KathE] |
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Fotos: Gerold Rebsch | |
Das Konzert auf YouTube anschauen. | |